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Wie unser Strom fließt – TenneT Link

Wer ist eigentlich TenneT? TenneT ist ein führender europäischer Übertragungsnetzbetreiber. Wir planen, bauen, warten und betreiben das Hoch- und Höchstspannungsnetz in den Niederlanden und in weiten Teilen Deutschlands und ermöglichen den europäischen Energiemarkt.

Sicher, effizient und mit einem Minimum an Umwelteinflüssen. Gehe mit auf die Reise des Stroms und schaue uns über die Schulter.

1 Windpark des Windparkbetreibers

Offshore-Windpark

Mehr als 100 Kilometer vor der Küste drehen sich die leistungsstarken Rotoren der Windkraftanlagen. Sie sind fest im Boden verankert und produzieren große Mengen an regenerativer Energie. Vom Land aus sind sie aufgrund der großen Entfernung oft nicht zu sehen.

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Warum Offshore?

Auf hoher See sind die Windgeschwindigkeiten hoch und auch konstant, weshalb Offshore-Windparks mehr als doppelt so viel Strom produzieren können wie entsprechende Anlagen an Land. Doch wie gelangt der Strom ins Netz? Genau hier kommt TenneT ins Spiel.

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Beispiel: SylWin1

Mit Netzanbindungen wie SylWin1 können Offshore-Windparks den erzeugten Strom an Land bringen. SylWin1 ist mit 160 km Seekabel das von der Küste am weitesten entfernte Projekt von TenneT.

Distanz: 205 km von Büttel/ Schleswig-Holstein
Leistung: 864 MW
In Betrieb seit: 2015

Aktiver Klimaschutz

Erneuerbare Energien aus Offshore-Windparks zu nutzen, ist angewandter Umweltschutz. So entsteht bei der regenerativen Stromproduktion kein schädliches CO2 wie etwa bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und -Gas.

So nachhaltig wie möglich

Für Bauwerke auf See werden nachhaltige Materialien entwickelt um die Baumaßnahmen so umweltschonend wie möglich zu gestalten. TenneT hält sich dabei an alle gesetzlichen Auflagen zum Schutz der Meeresumwelt und der Meereslebewesen auf hoher See.

2 Windpark-Umspannstation
auf See

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Umspannstation des Windparks

In der Umspannstation wird die elektrische Energie aus den einzelnen Windenergieanlagen auf See gebündelt und zur Weiterleitung an die Konverterplattform der TenneT auf 155 kV umgewandelt.

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Innovativer Direktanschluss

Mit dem 66-kV-Direktanschluss werden künftig Windparks direkt an die Konverterplattformen angeschlossen. Auf die Umspannstation des Windparks kann somit verzichtet werden.

Transformatoren

Die Transformatoren in der Umspannstation des Windparks wie auch in den Konverteranlagen von TenneT sind enorm wichtig für die Stromversorgung: Sie sind zur Verbindung verschiedener Netzebenen mit unterschiedlichen Spannungsebenen erforderlich.

Wind und Wetter

Sowohl die Offshore-Windparkbetreiber als auch TenneT sind beim Bau in der Nordsee von Wind und Wetter abhängig, dadurch werden hohe Anforderungen an Mensch und Ausrüstung gestellt. So kann beispielsweise oft nur bis 1,5 Meter Wellenhöhe gearbeitet werden.

3 TenneT Konverterplattform
auf See

Ab hier beginnt der Geschäftsbereich von TenneT

Konverterplattform auf hoher See

Wie bei einer „Mehrfachsteckdose“ werden an der Plattform mehrere Windparks angeschlossen. Auf der Konverterplattform findet die Umrichtung von Wechsel- in Gleichstrom statt.

Gleichstrom für große Distanzen

Kleinere Windparks, die sich in Küstennähe befinden, werden direkt per Kabel mit dem Netz auf dem Festland (onshore) verbunden. Weit entfernte Windparks mit hohen Leistungen bindet TenneT dagegen per Gleichstromübertragungstechnik an, wodurch große Mengen Windstrom verlustarm an Land übertragen werden können.

DolWin

Tief hinab, hoch hinaus: DolWin alpha

Die Konverterplattform DolWin alpha ist gemessen von der Meeresoberfläche 57 Meter hoch. Zum Vergleich: Das Brandenburger Tor misst 26 Meter. Dagegen finden die Installationsarbeiten auf See in Tiefen von 27 bis 40 Metern statt, dies entspricht rund sieben bis zwölf Stockwerken eines Hochhauses.

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“ Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer haben da, wo die Natur in vergangener Zeit durch den Menschen stark verändert wurde, Renaturierungsprojekte einen hohen Stellenwert.

Die Kompensationsmaßnahmen von TenneT haben hierbei in den vergangen Jahren einen wichtigen Beitrag geleistet. So wurde auf Norderney und in der Leybucht Starthilfe für einen natürlichen Neuanfang gegeben. “
Bernd Oltmanns – Nationalparkverwaltung
„Niedersächsisches Wattenmeer“

Begrenzte Bauzeit

TenneT berücksichtigt bei den Baumaßnahmen die natürlichen Gegebenheiten vor Ort. Beispielsweise ist das zeitliche Baufenster für die Arbeiten im Nationalpark Wattenmeer auf wenigen Wochen pro Jahr begrenzt. Denn nur außerhalb der Brut- und Rastzeiten von Vögeln darf gebaut werden.

Renaturierung der Leybucht

TenneT setzt sich für die Renaturierung von Gebieten ein, wie zum Beispiel der Leybucht in Ostfriesland. Früher landwirtschaftlich genutzt, soll sich auf den 140 Hektar der Leybucht die natürliche Dynamik des Wattenmeeres neu entfalten können. Dafür wurden Gräben beseitigt und Priele wieder hergestellt. Die Renaturierung kommt Pflanzen wie der Strandaster, Brut- und Gastvögeln wie dem Rotschenkel sowie zahlreichen Insektenarten zugute.

Schallschutz

Beim Bau der Plattform werden Pfähle tief in den Meeresboden gerammt. Für Schweinswale bietet die „Blasenschleier“-Technik einen wichtigen Schallschutz. Per Druckluft wird ein „Vorhang“ aus Luftblasen um die Baustelle vom Meeresboden aus gelegt. Der Schall muss die Luftblasen erst durchdringen und wird dadurch entscheidend gedämpft.

4 TenneT Seekabel von See an Land

Seekabel

Zwischen 1,5 und 3 Meter tief unter dem Meeresboden verlaufen zwei Gleichstromkabel (Plus- und Minuspol) über eine Strecke in Richtung Festland. Verlegt werden sie im Ganzen oder in wenigen Abschnitten mit besonderer technischer Ausrüstung wie Spülschlitten und einem Kabelverlegeschiff.

Schema Seekabel

Drehstrom (AC-Kabel) für kurze Strecken

Drehstrom bezeichnet einen dreiphasigen Wechselstrom für große elektrische Leistungen. Die Drehstromtechnik kommt beim Anschluss von küstennahen Windparks mit geringeren Übertragungskapazitäten zum Einsatz, da sie die Windenergie auf kurzen Strecken technisch wie wirtschaftlich am effizientesten überträgt.

Gleichstrom (DC-Kabel) für lange Strecken

Für weit von der Küste entfernt liegende Offshore-Windparks wird die Hochspannungs-Gleichstrom Übertragung (HGÜ) eingesetzt. Ihr Vorteil: Im Vergleich zu Drehstrom können deutlich größere Strommengen mit nur einem Kabelpaar je System übertragen werden, zudem sind die Verluste deutlich geringer.

Seekabel im Faktencheck

Lebensdauer: 30 Jahre
Gleichstrom Seekabel Durchmesser: zwischen 10 und 13,5 cm
Drehstrom Seekabel Durchmesser: zwischen 18,5 und 20,5 cm
Gleichstrom Seekabel Gewicht: zwischen 30 und 45 kg/m
Drehstrom Seekabel Gewicht: zwischen 53 und 76 kg/m

Landkabel

Bei Erreichen des Festlandes wird das See-/Wattkabel durch ein Landkabel abgelöst. Statt Kupfer enthalten sie einen Aluminiumleiter für den leichteren Transport. An Land werden sie in einzelnen Stücken in Abschnitten von etwa 750 bis 1.000 Metern verlegt und anschließend mit Muffen verbunden.

Schema Landkabel

Landkabel im Faktencheck

Lebensdauer: 40 Jahre
Gleichstrom Landkabel Durchmesser: zwischen 10 und 12,5 cm
Drehstrom Landkabel Durchmesser: zwischen 8 und 9 cm
Gleichstrom Landkabel Gewicht: zwischen 11 und 15 kg/m
Drehstrom Landkabel Gewicht: zwischen 7 und 8 kg/m

Kabelverlegung auf See

Je nach Wassertiefe und Bodenverhältnissen kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz. Auf hoher See zum Beispiel wird der Spülschlitten, im küstennahen Bereich das Spülschwert und im Watt das bodenschonende Vibrationsschwert zur Kabelverlegung eingesetzt.

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Spülschwert
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Vibrationsschwert

Kabelverlegeverfahren

Für jeden Bereich der Kabeltrasse gibt es das passende Verlegeverfahren. An Land werden Kabel im offenen Verfahren verlegt, Kreuzungen, Deich und Schutzdünen werden mittels Horizontalbohrungen unterquert. Mehr in unserer Broschüre Horizontalbohrung.

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Trassenuntersuchung

Vor jeder Kabelverlegung - ob an Land oder auf See - werden die Trassen auf Altlasten wie Kampfmittel oder archäologisch interessante Funde untersucht.

Im Watt: Vibrationsschwert

Im Watt, wie zum Beispiel im Naturschutzgebiet Wattenmeer, kommt das noch schonendere Vibrationsschwert zum Einsatz. Dabei werden die Kabel sanft in den Boden eingerüttelt.

5 TenneT Konverterstation an Land

Konverterstation an Land

Per Erdkabel wird der Strom zur landseitigen Konverterstation transportiert. Im Gegensatz zur Station auf See wird der Gleichstrom hier wieder in Drehstrom umgewandelt und auf die entsprechende Spannung transformiert. So kann er schließlich in das 380-kV-Netz von TenneT eingespeist werden.

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Konverter an Land stellen mit dem dazugehörigen Umspannwerk den Knotenpunkt für die Einspeisung des Seestroms ins Netz dar.

Lärmschutz

Für die Geräuschimmissionen von Konverterstationen und den dazugehörigen Umspannwerken gibt es vorgegebene Richtwerte, die TenneT selbstverständlich einhält. Geräusche verursacht im Umspannwerk in erster Linie der Transformator. Durch Schallschutzhauben oder Schallschutzwände um den Transformator sowie moderne Konstruktionstechnik entstehen deutlich weniger Geräusche als früher. Zum Vergleich: In der Nähe von Wohngebieten dürfen Umspannwerke nicht lauter sein als eine normale Unterhaltung.

Immissionrichtwerte in Dezibel

tags
(6:00 – 22:00 Uhr)
nachts
(22:00 – 6:00 Uhr)
Industriegebiet: 70 70
Gewerbegebiet: 65 50
Kern-, Dorf- und Mischgebiete: 60 45
Allgemeine Wohngebiete: 55 40
Reine Wohngebiete: 50 35
Kurgebiete,
Krankenhäuser und
Pflegeanstalten:
45 35

Zum Vergleich:

  • 30 Dezibel entsprechen dem Ticken einer leisen Uhr oder feinem Landregen
  • 40 Dezibel entsprechen etwa einem nahen Flüstern oder einer ruhigen Wohnstraße
  • 50 Dezibel entsprechen der normalen Unterhaltungssprache
  • 60 Dezibel entsprechen Bürolärm
(Quelle: Ministerium für Umwelt)

Nachhaltige Landschaftsplanung

Die Einbindung einer Konverterstation bzw. eines Umspannwerks in die Landschaft ist ein ausdrückliches Ziel von TenneT´s Landschaftsplanung. Ein Begleitplan dokumentiert die möglichst minimal gehaltenen Eingriffe in die Landschaft und stellt fest, welche Ausgleichs und Ersatzflächen für das zu bebauende Gebiet geschaffen werden müssen. Das heißt konkret: Muss zum Beispiel eine Hecke gerodet werden, wird sie an anderer Stelle wieder neu angepflanzt.

Auch auf dem Gelände des Umspannwerks werden Grünflächen angelegt.

Nur ein minimaler Teil der Gesamtfläche eines Umspannwerks ist durch Betriebsstraßen, Fundamente oder das Betriebsgebäude versiegelt.

6 TenneT Umspannwerk

Umspannwerk an der Konverterstation

Von den Umspannwerken wird der Strom über Höchstspannungsleitungen viele hundert Kilometer weiter zu den Verbrauchszentren geleitet. Deshalb werden die 380- und 220-kV-Leitungen oft auch als „Übertragungsnetz“ bezeichnet. Mit seinen Transformatoren und Schaltanlagen bringt das Umspannwerk den Strom auf kleinere Spannungsebenen, von wo er weiterverteilt wird.

Viel Platz für Spannung

Ein Umspannwerk wirkt oft sehr groß und unübersichtlich. Doch der große Abstand zwischen den einzelnen Elementen hat seinen Sinn: Die Luft um die Betriebsmittel isoliert die unter Spannung stehenden Teile. Alle spannungsführenden Teile sind daher weit über dem Boden angebracht und stehen auf Gerüsten – auch um gegenseitige Beeinflussungen (z. B. durch Induktion) zu vermeiden.

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Elektrische und magnetische Felder

Für jedes Umspannwerk prüft TenneT die elektromagnetische Umweltverträglichkeit. TenneT liegt dabei weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Auch bei maximaler Auslastung werden nur etwa 50 Prozent der Grenzwerte erreicht.

Immer mehr umweltfreundliche Isoliergase

Das hier beispielhaft genannte, zukunftsweisende Isoliergas ist gereinigte Luft und besteht aus 79,5% Stickstoff und 20,5% Sauerstoff. Es ist somit sauberer als Luft, die in der Umwelt vorkommt und wird in Geräten der Mittel- und Hochspannungstechnik eingesetzt, um Spannungsüberschläge zu verhindern. Bislang wurde das Gas SF6 (Schwefelhexafluorid) als Schalt- und Isoliergas eingesetzt. Dies wird zukünftig bei TenneT immer mehr durch umweltfreundliche Alternativgase ersetzt. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung CO2-Neutralität.

Schutz für die Haselmaus

Die Haselmaus ist eine gefährdete Art. Um sie nicht durch Baumaßnahmen zu beeinträchtigen, werden die Haselmäuse deshalb vor Beginn umgesiedelt. Dazu werden in der Nähe Haselmauskästen und Haselmaustuben in ausreichender Anzahl aufgehängt. Außerdem wird zusätzliches Gehölz angepflanzt, um den Lebensraum für die Haselmaus zu erhalten.

Blühstreifen und Grünland für Feldlerche & Co.

Die Feldlerche meidet Strommasten sowie mit Freileitungen überspannte Bereiche. Um für sie neuen Lebensraum zu schaffen, werden außerhalb des Trassenbereichs Blühstreifen und extensiv genutzte Grünflächen angelegt. Auch für Rebhuhn, Feldhase und Feldhamster sind Blühstreifen und Grünflächen als Lebens- und Schutzraum gut geeignet. Boden und Gewässer werden geschützt, da Partikel und überflüssige Nährstoffe zurückgehalten werden. Die Flächen werden zudem von Gehölzen freigehalten und es kommen keine Pestizide und Düngemittel zum Einsatz.

7 TenneT Hochspannungsnetz-Freileitung

Bisher ist Strom vor allem nahe den Verbrauchsschwerpunkten überwiegend aus Kernenergie oder fossilen Brennstoffen erzeugt worden. In Zukunft sollen diese Verbrauchszentren mit regenerativen Energien versorgt werden. Das ist die Energiewende! Dafür muss die im Norden erzeugte Windenergie in die Verbrauchszentren im Süden und Westen Deutschlands transportiert werden. Dafür war das Stromnetz nicht konzipiert – die Energiewende erfordert den Netzausbau mit neuen Höchstspannungsverbindungen. TenneT betreibt das komplette Hochspannungsübertragungsnetz in den Niederlanden sowie einen großen Teil der Hoch- und Höchstspannungsnetze in Deutschland.

Freileitung – eine bewährte Technologie

In einer Industrienation wie Deutschland sind Freileitungen die traditionell bewährte Technologie der Energieübertragung und seit Jahrzehnten Teil des Landschaftsbildes. Die Stahlgittermaste mit einer Lebensdauer von etwa 80 Jahren sind die Basis eines sicheren, effektiven und wirtschaftlichen Übertragungsnetzes. Auch für den Bau neuer Höchstspannungsdrehstromleitungen sieht der Gesetzgeber die Freileitung vor.

Jeder neue Mast ist von der Behörde im Planfeststellungsverfahren exakt festgelegt. Je nach Bodenbeschaffenheit werden das Fundament und die Montage genauestens geplant. Die Masten stehen in Abständen von durchschnittlich 400 Metern und sind in der Regel 50-70 m hoch. Steht der Mast, werden Leiterseile und Blitzschutzseile angebracht. Dazu werden die Leiterseile per Seilwinde über Rollen gezogen, die an den Querträgern montiert wurden. Die für die Stromübertragung verantwortlichen Leiterseile bestehen aus leitfähigem Aluminium, das sich um eine sogenannte Stahlseele windet. Die Bauzeit pro Mast beträgt bis zu vier Monate.

Eine Ausnahme bildet die Querung der Elbe zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Um die Schifffahrt auf der Elbe zu ermöglichen, besitzen die Masten eine Höhe von 227 Metern.

Kabeleinzug Elbekreuzung

Das TenneT-Netz in Zahlen

Spannungen in den Niederlanden größer als 110 kV
Spannungen in Deutschland größer als 220 kV
Frequenz (nach europäischem Standard) 50 Hz
Gesamtlänge (Über Ländergrenzen hinweg) 24.500 km

Aufbau des Stromnetzes

Unser Stromnetz ähnelt dem Straßennetz: Es gibt Autobahnen für die großen Distanzen, Bundes-und Landstraßen für mittlere Distanzen und Ortsstraßen, die unsere Wohngebiete miteinander verbinden. Über Kreuzungen und Auf- und Abfahrten sind sie miteinander verbunden. Die Autobahnen für das Stromnetz sind die Höchstspannungsleitungen mit einer Spannung von 220 oder 380 Kilovolt.

Das NOVA-Prinzip

Um Mensch und Umwelt bei Maßnahmen des Netzausbaus so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, handelt TenneT nach dem NOVA-Prinzip: Netzoptmierung vor Verstärkung vor Ausbau. Das heißt: Bevor es zum Neu- oder Ausbau kommt, wird zunächst versucht, bestehende Leitungen z. B. durch Freileitungsmonitoring zu optimieren. Ist das nicht möglich, wird geprüft, ob das Netz verstärkt werden kann – etwa mit Hochtemperaturseilen. Erst wenn dies nicht ausreicht, wird neu- bzw. ausgebaut.

Ersatzaufforstung: Wald für Wald

Nicht alle Waldgebiete können beim Trassenbau umgangen werden. Ist eine Rodung notwendig, wird das Gebiet durch eine Aufforstung ersetzt. Dabei werden auf den Flächen außerhalb der Leitungstrassen zwischen 8.000 und 10.000 Bäume pro Hektor gepflanzt und im Sinne einer nachhaltigen Forstwirtschaft gepflegt. Eiche, Buche, Kirsche, Elsbeere, Berg-Ahorn und Winterlinde sind dabei mögliche Baumarten.

Trassenstreifen ökologisch nutzen

Ist der Neubau einer Trasse fertiggestellt, legt TenneT auch weiterhin Wert auf eine ökologische Pflege. Statt den Trassenbewuchs regelmäßig und komplett zu entfernen, wird der Naturhaushalt gezielt gestärkt. Zum Beispiel durch eine Niederwaldbewirtschaftung, oder gestufte Waldränder. Diese sind in Kombination mit Jungwald besonders wildfreundlich. Angelegte Kleingewässer oder Offenbodenbereich und Sonderstrukturen in der Trassenschneise können beispielsweise neuen Lebensraum für gefährdete regionale Arten bieten.

Schutz für Fledermäuse und Vögel

Bevor der Bau einer Trasse beginnt, werden mögliche Quartierbäume von Fledermäusen und Vögeln gekennzeichnet. Muss ein potenzieller Quartierbaum gefällt werden, wird er vorher eingängig untersucht. Zusätzlich werden Fledermauskästen und/oder Nisthilfen als Ersatzquartiere für gefällte Höhlenbäume aufgehängt. Statt Kästen können auch Spalten bzw. Höhlen in Altbäumen angelegt werden.

8 TenneT Erdkabel

Erdkabel – kein Allheilmittel

Das Bewusstsein für den Erhalt des Landschaftsbildes ist gestiegen. Als naheliegende Alternative zur Freileitung bietet sich unter Inkaufnahme vielfach höherer Kosten das Erdkabel an. In mittleren und niedrigen Spannungsebenen ist diese Technologie alt bewährt. Auch für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) sind Erdkabel erprobt und sicher. Im Drehstrom-Höchstspannungsbereich fehlt dagegen die Erfahrung über das Betriebsverhalten von Erdkabeln im vermaschten Netz und ihre Auswirkungen auf die Netzstabilität. Dafür hat der Gesetzgeber im Zuge des Netzausbaus Pilotprojekte definiert, in denen Teilabschnitte unter bestimmten Voraussetzungen – zum Beispiel eine nahe Wohnbebauung entlang der geplanten Trasse – erdverkabelt werden sollten.

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Um die Freileitung mit dem Kabel zu verbinden, sind Kabelübergangsanlagen (KÜA) erforderlich, die je nach Anforderungen einen Flächenbedarf von 50 x 70 bis zu 130 x 150 Meter haben können.

Erdkabeleinzug 360°

Gleichstrom- oder Drehstrom-Erdkabel?

Beim Wechselstrom wechselt der Strom 50mal in der Sekunde seine Richtung vom Pluspol zum Minuspol, damit ergibt sich die bekannte Frequenz von 50 Hertz. Das vermaschte Stromnetz bis zur Niederspannung in den Haushalten in Deutschland wird mit Wechselstrom betrieben. Dieses Netz ist historisch gewachsen und die meisten Endverbrauchsgeräte funktionieren auch nur mit Wechselstrom. Bei der Übertragung des Stroms in Wechselstromnetzten entstehen entfernungsabhänige Stromwärmeverluste. Bei Gleichstrom wechselt der Strom seine Richtung nicht. Gleichstromleitungen eignen sich deshalb als verlustarme Punkt-zu-Punkt-Verbindungen über große Entfernungen. Daher hat der Gesetzgeber für die Stromübertragung über große Entfernungen der Erdverkabelung in Gleichstromtechnik den Vorrang eingeräumt. Drehstrom- und Gleichstromleitungen unter der Erde unterscheiden sich nicht nur in ihrer Technologie und ihrem Genehmigungsverfahren, sondern auch durch unterschiedliche Bauweisen und Trassenbreiten.

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Drehstrom-Erdkabelbaustelle, Hochspannungsleerrohre (6 von 12 Kabelsträngen sind zu sehen)
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Gleichstrom-Erdkabelbaustelle, Nord Link

Drehstrom-Erdkabel in Zahlen

Grabentiefe: ca. 2 m
Kabeltiefe: 1,6 m in wärmeableitendem Material
benötigte Breite des Baufelds: ca. 50 m
Schutzstreifen: im Schnitt 25 m (frei von tiefwurzelndem Gehölz)

Erhalt der Bodenfunktionen

Im Regelbetrieb wird die Drehstromleitung unter der Erde ca. 30 Grad Celsius warm. Um über der Trasse eine normale Landwirtschaft zu ermöglichen, werden die Kabel in 1,60 Tiefe verlegt. Die Kabel werden dabei von einem wärmeableitenden Bettungsmaterial umgeben und einzelne Bodenschichten werden getrennt voneinander aus- und wieder eingehoben. Das verhindert Bodenvermischungen und unterstützt die Wiederherstellung der Bodenfunktionen.

Bodenkundliche Baubegleitung

Im gesamten Bauprozess berät die Bodenkundliche Baubegleitung der TenneT, die bauausführenden Firmen und die Eigentümer hinsichtlich bodenschonender Bauweisen, angepasster Folgebewirtschaftung und begleitender Renaturierung. Schon nach kurzer Zeit sind Erdkabelstrecken quasi wieder unsichtbar. Lediglich z.B. Waldschneisen lassen die Erdkabeltrasse noch erahnen.

9 Umspannwerk des Verteilnetzbetreibers

Hier endet der Geschäftsbereich von TenneT

Was macht ein Umspannwerk?

In Deutschland gibt es rund 900 Verteilnetzbetreiber, die Strom vom vorgelagerten (Übertragungs-)Netzbetreiber zu den Endverbrauchern liefern. Dafür sind die Umspannwerke in dem Netz aus Stromautobahnen die zentralen Dreh- und Angelpunkte. Hier treffen Leitungen zusammen und werden miteinander verbunden – wie an einer Straßenkreuzung. Energie, die in der Höchstspannung von 220 oder 380 Kilovolt im Umspannwerk ankommt, wird dort auf das niedrigere Spannungsniveau von 110 Kilovolt transformiert.

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Standortkriterien

Umspannwerke sollen möglichst nahe an einer vorgesehenen Leitungstrasse gebaut werden. Moorflächen und Überschwemmungsgebiete kommen aus baulichen und sicherheitstechnischen Gründen nicht in Frage. Ebenso muss der Naturschutz bei der Wahl berücksichtigt werden. Außerdem sucht TenneT stets nach Grundstücken mit einem möglichst großen Abstand zu Wohngebieten, um den Anforderungen an den Wohnumfeldschutz soweit wie möglich gerecht zu werden.

Vom Kies zum Grün

Mit Hecken und Bäumen sorgt TenneT dafür, dass sich das Umspannwerk gut in das Landschaftsbild einfügt. Lässt es der Geschäftsbetrieb zu, werden Kiesflächen in der Nähe der Umspannwerke in Grünflächen umgewandelt. Die unbemannten Stationen sind ein ausgezeichneter Ort für die Entwicklung von Biodiversität. Ein von der Butterfly Foundation durchgeführtes Pilotprojekt zeigte hervorragende Ergebnisse bei der Zunahme von Insekten und anderen Bestäubern.

Kaum Auswirkungen für das Umfeld

Sind die circa zweijährigen Bauarbeiten einmal abgeschlossen, beeinflusst ein Umspannwerk das Umfeld deutlich weniger als zum Beispiel Industrieanlagen oder Fertigungshallen. Es treten keine besonders lauten, unangenehmen oder häufig wechselnden Geräusche auf. Außerdem prüft TenneT für jedes neue Umspannwerk die elektrische und elektromagnetische Umweltverträglichkeit. In dem für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereich liegen die entsprechenden Werte deutlich unter den vorgegebenen Grenzwerten.

10 Verbraucher

Wer sind die Endverbraucher?

Über das Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz der Verteilnetzbetreiber gelangt der Strom schließlich zum Endverbraucher. Die Industrie ist der größte Stromverbraucher, v. a. energieintensive Branchen wie Chemie, Papier, Stahl, Aluminium, Kupfer und Textilien. Private Haushalte kommen an zweiter Stelle. Sie können jedoch auch zur Stromerzeugung beitragen – zum Beispiel mit hauseigenen Sonnenkollektoren. Diese Letztverbraucher mit Eigenerzeugung nennt man heute Prosumer.

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Vom Verbraucher zum Stromerzeuger

Je mehr Menschen selbst Ökostrom produzieren, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen Stromerzeugern und -verbrauchern: Sie verschmelzen zu „Prosumenten“. TenneT sowie weitere europäische Übertragungsnetzbetreiber ermöglichen mit der Datenplattform „Equigy“ den Besitzern von Elektroautos, Heimspeichern oder Wärmepumpen, die Kapazitäten ihrer Anlagen flexibel anzubieten und damit Geld zu verdienen. Diese flexiblen Kapazitäten tragen dazu bei, das Netz stabiler zu halten.

CO2-Fußabdruck

Jeder Mensch hinterlässt Spuren und jeder Fußabdruck fällt unterschiedlich groß aus. Diese Aussagen lassen sich auch auf den CO2-Verbrauch übertragen. Mit dem Vorantreiben der Energiewende trägt TenneT entscheidend dazu bei, dass der sogenannte CO2-Fußabdruck für jeden einzelnen Energie-Endverbraucher zukünftig kleiner ausfallen kann.